„Es war das Jahr 1892. Johann Georg Mack, Vater einer neunköpfigen Familie, verdiente sich sein Geld als
Sandgräber. Etwa einen Kilometer von Laichingen entfernt, hatte er auf einer weiten Heidefläche ein großes
Schürfgebiet gefunden. Seine ausgehobenen Löcher sind teilweise noch bis heute erhalten. Der „Sandmack“, wie er von
den Laichingern genannt wurde, schüttete also an einem Herbsttag einen großen Haufen Sand auf. Als er jedoch am
nächsten Morgen wieder an die Stelle zurückkam, war sein Sandvorrat verschwunden. Was war passiert? Wurde der
Sandvorrat gestohlen? Verärgert über sein verlorenes Tagwerk bewachte Johann Georg Mack daher in der folgenden Nacht
seinen Sand. Dabei bemerkte er, dass dieser Sand immer weniger wurde, weil er allmählich im Boden verschwand.
Des Rätsels Lösung bestand darin, dass der Sandmack am Tage zuvor beim Graben eine Spalte angeschnitten hatte, durch
die der Sand herabgerieselt war. Um die Sache zu ergründen wurde Macks 16-jähriger Sohn, welcher recht klein und
schlank war, um durch den engen Spalt zu passen, ausgerüstet mit einer Kerze, an einem Seil bis auf 40 Meter in die
Tiefe heruntergelassen – und entdeckte eine Höhle, die heutige Laichinger Tiefenhöhle. So soll es sich laut
Überlieferung zugetragen haben.
Mit der systematischen Erschließung der Höhle zur Schauhöhle begann eine Gruppe Laichinger Bürger aber erst nach
dem Ersten Weltkrieg. Vorläufiger Abschluss der Arbeiten bildete die Errichtung einer Hütte über dem damaligen
Höhleneingang. Im Jahre 1930 beschloss man, zur sicheren Besichtigung der Höhle, Betontreppen und Eisenleitern
einzubauen, also das zu modern beginnende Holz damit zu ersetzen, weil die Führungen dadurch inzwischen
lebensgefährlich wurden. Diese zeitaufwendigen Arbeiten erstreckten sich bis 1945.
Heute wird die Laichinger Tiefenhöhle und u.a. auch das Museum für Höhlenkunde vom Höhlen- und Heimatverein
Laichingen e.V. betreut, der als Nachfolger mehrerer Vereine, die sich seit Entdeckung der Tiefenhöhle ihrer
Erschließung und Unterhaltung gewidmet haben, 1947 gegründet wurde. Etwa 540 Mitglieder gehören dem Verein an.
Die Laichinger Tiefenhöhle ist die einzige zur Schauhöhle ausgebaute und somit für die Öffentlichkeit zugängliche
Schachthöhle in Deutschland. Sie weist eine begehbare Tiefe von 55 Meter auf und ist bisher auf 80 Meter Tiefe
erforscht. Der 330 Meter lange Weg, für den ca. 40 Minuten benötigt werden, führt über zahlreiche Eisentreppen
absteigend in gewaltige Schächte und große Hallen und ermöglicht einen interessanten Einblick in ein versteinertes
Riff der Jurazeit.
Mit ihren Schächten, Erosions- und Korrosionsformen, Fossilien und Perlsinter (mineralische Ablagerungen) stellt
diese Höhle ein außergewöhnliches Geotop dar und zählt zu den bedeutendsten Karstobjekten der Schwäbischen Alb.
Zusätzlich kann ein im Rasthaus über der Höhle eingerichtetes Museum für Höhlenkunde besucht oder der Karstkundliche
Wanderweg genutzt werden. Jährlich besuchen ca. 30.000 Personen die Tiefenhöhle. Das Museum für Höhlenkunde erfreut
sich sogar noch höherer Besucherzahlen.
Der Gang durch die Höhle erfolgt zwar ohne Führung, auch für Schulklassen, aber dafür sind in der Höhle, seit
Frühjahr dieses Jahres, an fünf Stationen Audiostelen zu finden. Dort können Informationen in Deutsch, Englisch und
Französisch abgerufen werden. So lässt sich die Tiefenhöhle auf eigene Faust erkunden. Außerdem gibt es zur
Vorbereitung des Höhlenbesuches in einem entsprechenden Raum weitere ausführliche Informationsmöglichkeiten, unter
anderem Pläne und 3D-Darstellungen der Höhle sowie geologische Längsschnitte.
Zu den Besuchern der Höhle zählen, Grundschüler ebenso wie Schüler der Oberstufe – meistens dann, wenn im Unterricht
das Thema Karst und Höhle behandelt wird. Hinsichtlich der Vorbereitung eines Besuches möchte beachtet werden, dass
in der Höhle auch im Sommer eine Temperatur von nur 8 Grad Celsius herrscht.
Am Beginn der Höhlentour ist der enge Entdeckerspalt zu sehen und man erkennt deutlich, dass wirklich nur Kinder
durchgepasst haben. Dann geht es in die Sandhalle. Dem Besucher eröffnen sich hier Einblicke in den geologischen
Aufbau der Kalksteine des Weißen Juras, die in dieser Höhle als kompakter und massiger Riffkalk ausgebildet sind.
An den Höhlenwänden sind zahlreiche riffbildende Schwämme sichtbar. Der Riffkalk ist bis in 28 Meter Tiefe
nachträglich zu Dolomit umgewandelt worden, was dem Gestein eine löchrig-poröse Struktur verleiht.
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