Hinab in die Tiefe der Schwäbischen Albpdf

(aus Heft 4/2012) - Teil 1 - Teil 2


laichingen

Laichinger Tiefenhöhle in Baden-Württemberg – einzige zur Schauhöhle ausgebaute Schachthöhle in Deutschland – mit dazugehörigem Museum für Höhlenkunde und Karstkundlichem Wanderweg


„Es war das Jahr 1892. Johann Georg Mack, Vater einer neunköpfigen Familie, verdiente sich sein Geld als Sandgräber. Etwa einen Kilometer von Laichingen entfernt, hatte er auf einer weiten Heidefläche ein großes Schürfgebiet gefunden. Seine ausgehobenen Löcher sind teilweise noch bis heute erhalten. Der „Sandmack“, wie er von den Laichingern genannt wurde, schüttete also an einem Herbsttag einen großen Haufen Sand auf. Als er jedoch am nächsten Morgen wieder an die Stelle zurückkam, war sein Sandvorrat verschwunden. Was war passiert? Wurde der Sandvorrat gestohlen? Verärgert über sein verlorenes Tagwerk bewachte Johann Georg Mack daher in der folgenden Nacht seinen Sand. Dabei bemerkte er, dass dieser Sand immer weniger wurde, weil er allmählich im Boden verschwand. Des Rätsels Lösung bestand darin, dass der Sandmack am Tage zuvor beim Graben eine Spalte angeschnitten hatte, durch die der Sand herabgerieselt war. Um die Sache zu ergründen wurde Macks 16-jähriger Sohn, welcher recht klein und schlank war, um durch den engen Spalt zu passen, ausgerüstet mit einer Kerze, an einem Seil bis auf 40 Meter in die Tiefe heruntergelassen – und entdeckte eine Höhle, die heutige Laichinger Tiefenhöhle. So soll es sich laut Überlieferung zugetragen haben.

laichingen Mit der systematischen Erschließung der Höhle zur Schauhöhle begann eine Gruppe Laichinger Bürger aber erst nach dem Ersten Weltkrieg. Vorläufiger Abschluss der Arbeiten bildete die Errichtung einer Hütte über dem damaligen Höhleneingang. Im Jahre 1930 beschloss man, zur sicheren Besichtigung der Höhle, Betontreppen und Eisenleitern einzubauen, also das zu modern beginnende Holz damit zu ersetzen, weil die Führungen dadurch inzwischen lebensgefährlich wurden. Diese zeitaufwendigen Arbeiten erstreckten sich bis 1945.

Heute wird die Laichinger Tiefenhöhle und u.a. auch das Museum für Höhlenkunde vom Höhlen- und Heimatverein Laichingen e.V. betreut, der als Nachfolger mehrerer Vereine, die sich seit Entdeckung der Tiefenhöhle ihrer Erschließung und Unterhaltung gewidmet haben, 1947 gegründet wurde. Etwa 540 Mitglieder gehören dem Verein an.

Die Laichinger Tiefenhöhle ist die einzige zur Schauhöhle ausgebaute und somit für die Öffentlichkeit zugängliche Schachthöhle in Deutschland. Sie weist eine begehbare Tiefe von 55 Meter auf und ist bisher auf 80 Meter Tiefe erforscht. Der 330 Meter lange Weg, für den ca. 40 Minuten benötigt werden, führt über zahlreiche Eisentreppen absteigend in gewaltige Schächte und große Hallen und ermöglicht einen interessanten Einblick in ein versteinertes Riff der Jurazeit.

Mit ihren Schächten, Erosions- und Korrosionsformen, Fossilien und Perlsinter (mineralische Ablagerungen) stellt diese Höhle ein außergewöhnliches Geotop dar und zählt zu den bedeutendsten Karstobjekten der Schwäbischen Alb. Zusätzlich kann ein im Rasthaus über der Höhle eingerichtetes Museum für Höhlenkunde besucht oder der Karstkundliche Wanderweg genutzt werden. Jährlich besuchen ca. 30.000 Personen die Tiefenhöhle. Das Museum für Höhlenkunde erfreut sich sogar noch höherer Besucherzahlen.

laichingen Der Gang durch die Höhle erfolgt zwar ohne Führung, auch für Schulklassen, aber dafür sind in der Höhle, seit Frühjahr dieses Jahres, an fünf Stationen Audiostelen zu finden. Dort können Informationen in Deutsch, Englisch und Französisch abgerufen werden. So lässt sich die Tiefenhöhle auf eigene Faust erkunden. Außerdem gibt es zur Vorbereitung des Höhlenbesuches in einem entsprechenden Raum weitere ausführliche Informationsmöglichkeiten, unter anderem Pläne und 3D-Darstellungen der Höhle sowie geologische Längsschnitte.

Zu den Besuchern der Höhle zählen, Grundschüler ebenso wie Schüler der Oberstufe – meistens dann, wenn im Unterricht das Thema Karst und Höhle behandelt wird. Hinsichtlich der Vorbereitung eines Besuches möchte beachtet werden, dass in der Höhle auch im Sommer eine Temperatur von nur 8 Grad Celsius herrscht.

Am Beginn der Höhlentour ist der enge Entdeckerspalt zu sehen und man erkennt deutlich, dass wirklich nur Kinder durchgepasst haben. Dann geht es in die Sandhalle. Dem Besucher eröffnen sich hier Einblicke in den geologischen Aufbau der Kalksteine des Weißen Juras, die in dieser Höhle als kompakter und massiger Riffkalk ausgebildet sind. An den Höhlenwänden sind zahlreiche riffbildende Schwämme sichtbar. Der Riffkalk ist bis in 28 Meter Tiefe nachträglich zu Dolomit umgewandelt worden, was dem Gestein eine löchrig-poröse Struktur verleiht.

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Kontakt


Höhlen- und Heimatverein Laichingen e.V.
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Tel.: 07333 - 5586
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www.tiefenhoehle.de