(aus Heft 4/2014)
Verborgene Eingänge zu historischen Abgründen, fast unsichtbare Türen in U-Bahnhöfen, getarnte Abstiege unter harmlosen
Gullydeckeln, lange Treppen hinab ins Dunkel, geheime Tunnel – acht Meter unter der Straße – das und vieles mehr können
geschichtsinteressierte Besucher entdecken, wenn sie an Führungen des Berliner Unterwelten e.V. teilnehmen. Der Verein hat es
sich zur Aufgabe gemacht, geschichtsträchtige und bislang verborgene Bauwerke zu erhalten und, soweit möglich, einer
interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Als ein Zusammenschluss von Menschen aus unterschiedlichsten Lebensbereichen entstand der Verein 1997. Zu den Mitgliedern
gehören beispielsweise Architekten, Historiker, Juristen ebenso wie Handwerker, Lehrer, Rentner, Polizisten, Schüler ...
Gemeinsam geht man der Frage nach, warum sich gerade in der „Märkischen Streusandbüchse“, die doch eher eine ärmliche Gegend
gewesen war, aus einem winzigen Fischerdorf eine der größten deutschen Metropolen entwickeln konnte. Um diesen Prozess
nachzuvollziehen, bedient sich der Verein der Erforschung und Dokumentation des sandig-moorigen Untergrundes der Stadt. Wie
konnte dieser zum Beispiel zunehmend für die großstädtischen Versorgungssysteme – ob nun Kanalisation, Gas-, Wasser-,
Stromleitungen oder öffentlicher Nahverkehr – nutzbar gemacht werden?
Seit 15 Jahre bietet der Verein Touren an, die durch geheimnisumwitterte und lange Zeit in Vergessenheit geratene Bunker- und
Verkehrsanlagen des Berliner Untergrunds führen.
Insbesondere rund um den Regional- und Fernbahnhof Gesundbrunnen wurden mehrere Touren für Besucher konzipiert. „Unsere
Führungen richten sich an ein eher erwachsenes Publikum, jedoch auch an Schulklassen der Jahrgangsstufe 8 und aufwärts“,
erklärt Holger Happel, Mitarbeiter des Vereins. „Für jüngere Schüler sind die Führungen weniger geeignet, da wir
geschichtliches Hintergrundwissen voraussetzen müssen, welches in jüngeren Altersgruppen in der Regel noch nicht vorhanden ist.“
Eine besondere Ausrüstung macht sich nicht erforderlich. Es sollte vielleicht beachtet werden, dass es tief unter der Erde auch
im Sommer nur etwa 10 Grad Celsius sind und es manchmal auch feucht ist. Neben warmer Kleidung empfiehlt sich daher auch festes
Schuhwerk. Barrierefreit sind die Anlagen, aus baulichen Gründen, allerdings nicht. Viele Führungen für Schülergruppen kann man
in verschiedenen Sprachen buchen, neben Deutsch auch in Englisch, Spanisch, Italienisch, Französisch, Russisch, Portugiesisch,
Niederländisch und Dänisch.
Für Schulklassen eignet sich beispielsweise die Tour F. Bei dieser Tour lernen die Teilnehmer in ca. 90 Minuten den Fichtebunker
kennen, den ältesten und einzigen bis heute erhaltenen Steingasometer Berlins. Dieser befindet sich zwischen der namensgebenden
Fichtestraße und der Körtestraße im ehemaligen Kreuzberger Offiziersviertel, welches rund zwanzig Jahre nach dem Gasometerbau
mit repräsentativen, heute teils denkmalgeschützten Mietshäusern im Jugendstil entstand.
Der Koloss – mit einem Durchmesser von 56 Metern und einer Höhe von 21 Metern, die durch eine Kuppel aus Stahlsegmenten gekrönt
ist – scheint äußerlich bis heute fast unverändert zu sein. Beim ersten Blick deutet nichts darauf hin, dass sich im Inneren
dieses einzigartigen Gebäudes dramatische Abschnitte der Berliner Geschichte abspielten.
„Für Tausende von Menschen bedeutete der Fichtebunker aber einen wichtigen Einschnitt, den sie Zeit ihres Lebens nicht mehr
vergessen werden, rettete er ihnen doch oft genug das blanke Leben“, berichtet Holger Happel.
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