(aus Heft 1/2013)
Man betritt ein Alt-Berliner Treppenhaus, die Stufen knarren hölzern beim Auftreten. Aus einer Wohnungstür dringt
Kindergeschrei, hinter der nächsten hört man ein zankendes Ehepaar. Auf den Klingelschildern finden sich deutsche,
türkische, polnische Namen ... man könnte meinen, sich in einem Kreuzberger Altbau zu befinden. Hier taucht man ein
in die ganz eigene Lebenswelt eines typischen Berliner Gründerzeithauses.
In der Fabrikhalle, die erfüllt ist von Maschinenlärm, bebt der Boden durch die Erschütterungen der schweren Maschinen.
Man erlebt die Zustände in einer Fabrikhalle um die Jahrhundertwende, erhält einen Eindruck von den schlechten
Bedingungen der neuen Arbeitswelt.
Von Verlust, Trauer und Niedergeschlagenheit ist die Atmosphäre in einem Raum geprägt, der aus einem Balkon besteht,
von dem aus man auf einen Friedhof blickt. Man kann spüren, wie der Großteil der Berliner Bevölkerung in den
Kriegsjahren des ersten Weltkrieges empfand.
Ein langer Gang endet vor einem großen Fenster mit eingeschlagener Scheibe und der Aufschrift „Jude“. Man hört beim
Vorbeigehen Glas zersplittern. Diese Installation steht für die Pogromnacht am 9. November 1938. Angehörige von
Sturmabteilung (SA) und Schutzstaffel (SS) setzten in dieser Nacht in ganz Deutschland Synagogen in Brand und
zerstörten Geschäfte und Wohnungen jüdischer Bürger.
Biografische Informationen und die letzten schriftlichen Zeugnisse der, vom Volksgerichtshof verurteilten und im
Gefängnis Plötzensee hingerichteten, Berliner Widerstandskämpfer kann man sich in offenen Kabinen in einem Nebenraum
anhören.
Am nachhaltigsten lernt der Mensch durch Sinneseindrücke. Das dachten sich auch die Gestalter, Museumspädagogen,
Historiker und Künstler bei der Konzeption des Erlebnismuseums The Story of Berlin. Sie bedienen sich einer
ungewöhnlichen Art der Geschichtsdarstellung und haben Szenenbilder entstehen lassen, die emotionale Erfahrungen
mit sachlichen Informationen verbinden. Auf eine ermüdende Aneinanderreihung von Fakten und Jahreszahlen wird
verzichtet.
Die künstlerisch-dramaturgische Inszenierung in den begehbaren Kulissen lässt die Besucher selbst zu einem Teil der
Geschichte Berlins werden. Durch Toneinspielungen, wahrnehmbare Gerüche und fühlbare Reize werden alle Sinne in
Anspruch genommen. Es geht in jedem Raum darum, sich in das Leben von Menschen in Berlin in einer bestimmten Zeit
hineinzuversetzen und Parallelen zum eigenen Leben zu finden.
Mithilfe von Touchscreens, Schubladen, Klapp- und Drehelementen können sich die Besucher aktiv mit einem Thema
auseinandersetzen und Informationen zu eigenen Interessengebieten selbständig abrufen. Ein wichtiger Bestandteil
des Konzeptes ist zudem der starke Gegenwartsbezug des Museums. Das gilt beispielsweise besonders für den Raum
„Glaube und Toleranz“, welcher das historische und aktuelle Neben- und Miteinander der verschiedenen Religionen in
Berlin thematisiert.
Seit dem 24. Juni 1999 zeigt das Museum im Kudamm Karree am Kurfürstendamm, auf vier Etagen und 6.000 Quadratmetern
Fläche, die Geschichte einer Metropole. In 23 Themenräumen – jeder individuell gestaltet – wird die Entwicklung
Berlins von ihrer ersten Erwähnung im Jahre 1237 bis heute für den Besucher erfahrbar gemacht – und das mittels
moderner Computer- und Animationstechnik in Verbindung mit Originalexponaten und aufwendigen historischen
Nachbildungen.
The Story of Berlin ist eine privatwirtschaftlich geführte Dauerausstellung, die sich selbst trägt und jährlich
mehr als 230.000 Besucher zählt.
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Inhaltsverzeichnis
The Story of Berlin
Kurfürstendamm 206
10719 Berlin
Tel.: 030 - 88 72 01 00
info@story-of-berlin.de
www.story-of-berlin.de
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